Zum Hauptinhalt springen

Einteilung des Eisenmangels

Ein Eisenmangel kann in drei Stadien unterteilt werden: Speichereisenmangel, eisendefizitäre Erythropoese und Eisenmangelanämie.

Eine negative Eisenbilanz führt zunächst zu einem Speichereisenmangel (Stadium I). Durch die Mobilisation von Eisen aus den Speichern des retikulohistiozytären Systems (Makrophagen) entsteht ein Eisendefizit und das Serum-Ferritin beginnt zu sinken. Die Erythropoese wird jedoch noch genügend mit Eisen versorgt.

Sobald die Eisenspeicher entleert sind, beginnt das Serum-Eisen abzusinken. In diesem Stadium der eisendefizitären Erythropoese (Stadium II) ist die Versorgung der erythropoetischen Vorstufen im Knochenmark nicht mehr ausreichend, das Hämoglobin liegt jedoch noch im Normbereich.

Wird schließlich der Hämoglobin-Normwert unterschritten, so liegt eine Eisenmangelanämie vor (Stadium III des Eisenmangels, funktionaler Eisenmangel/Entzündungsanämie).

Im Zustand des funktionellen Eisenmangels sind die Eisenreserven des Körpers nicht aufgebraucht, aber die Freisetzung des Eisens aus den Speichern ist beeinträchtigt, sodass es nicht für die Erythropoese zur Verfügung steht. Ein funktioneller Eisenmangel kann auch auftreten, wenn die Erythropoese stark hochreguliert ist – z. B. unter Erythropoietin-Therapie – und das Eisen nicht ausreichend aus den Speichern mobilisiert werden kann. Die Anämie der chronischen Erkrankung ist ebenfalls durch eine gestörte Mobilisierung von Eisen aus den Speichern bedingt und tritt bei einer akuten oder chronischen Entzündungsreaktionen auf.

Empfehlung zur Diagnostik von Eisenmangel

Um sich ein genaues Bild über den Eisenstatus der untersuchten Person zu verschaffen, sollte die Einteilung des Eisenmangels über das Labor herangezogen werden. Einzelne Laborwerte messen nicht den Eisenmangel an sich, sondern sind als Parameter der Eisenspeicher, bzw. der eisendefizitären Erythropoese zu verstehen.

 

Stadien des Eisenmangels und Eisenparameter adaptiert nach 1

Relevante Eisenparameter

Die Wahl des verwendeten Eisenparameter hängt von der klinischen Fragestellung ab.

In der klinischen Praxis wird oft das Serum-Ferritin verwendet. Durch seine Korrelation mit den Eisenspeichern ist es ein sensitivster Wert, der bereits einen Speichereisenmangel erfasst. Bei vorliegenden Entzündungen kann der Serrum-Ferritin-Wert jedoch falsch positiv erhöht sein, wodurch ein bestehender Eisenmangel maskiert werden kann. Bei der Bewertung des Ferritins sollte man sich deshalb vergewissern, dass keine wesentliche Entzündung (C-reaktives Protein (CRP)) vorliegt.

Die Transferrinsättigung (TSAT) zeigt an, wieviel Eisen an das Transportprotein gebunden ist und wieviel Eisen unmittelbar zur Verfügung steht. Es unterliegt zirkadianen Schwankungen und kann bei Entzündungen, trotz normaler Eisenspeicher, erniedrigt sein.

Daher sollte neben dem Ferritin-Wert auch immer der Hb-Wert, die Transferrinsättigung und C-reaktives Protein (CRP) mitbestimmt werden.

 

 

Relevante Laborparameter für die Diagnose eines Eisenmangels und einer Eisenmangelanämie adaptiert nach 2–4.

Zielwerte bei chronischen Erkrankungen

Viele chronisch Erkrankte weisen einen Eisenmangel auf. Dieser beruht wesentlich auf einer systemischen Inflammation mit einer vermehrten Ausschüttung von Hepcidin mit Blockade der Eisenverfügbarkeit im Körper.

Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen sollte der Eisenstatus regelmäßig erfasst werden. Da Ferritin ein Akutphaseprotein ist und Entzündungen die Transferrinsättigung ebenfalls im Rahmen von entzündlichen Reaktionen vermindern, unterscheiden sich die Grenzwerte der Eisentherapieindikatoren Serum Ferritin und Transferinsättigung je nach Grunderkrankung5.

 

Zielwerte Serum-Ferritin und Transferrinsättigung je nach Grunderkrankung6

Hepcidin-Blockade

Eine zentrale Rolle in der Eisenregulation spielt das Hormon Hepcidin. Es wird bei ausreichender Eisenversorgung ausgeschüttet und inhibiert sowohl die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung als auch die Verfügbarkeit im Körper, indem es die Ferroportin-Expression auf den Zelloberflächen, z. B. auf der basolateralen Membran von duodenalen Enterozyten und auf der Oberfläche von Hepatocyten sowie von Makrophagen, runterreguliert.

Regulation von Eisen durch Hepcidin

 

Abkürzungen

* auschlaggebend ist der vom jeweiligen Labor angegebene Referenz-, Normalbereich

a stark altersabhängig.

b bei chronischer Nierenerkrankung/Herzinsuffizienz wird ein Eisenmangel mit einem Ferritin-Wert < 300 μg/l diagnostiziert.

Referenzen:
  1. Crichton RR D et al.  UNI-MED Science 4th edition, 2008.
  2. Neef V et al. Curr Opin Anaesthesiol. 2021;34(3):352-356.
  3. Pschyrembel Klinisches Wörterbuch, 268. Auflage, Verlag Walter de Gruyter, Berlin.
  4. World Health Organization (WHO). Global Nutrition Report - Shining a light to spur action on nutrition. 2018
  5. Zoller H. Thieme Praxis Report. Juli 2022; 1–16. Review.
  6. Biggar P et al. Dtsch Med Wochenschr 2019;144:969-977. Review.